Ich denke mal, daß der Satz "an den Rollstuhl gefesselt" früher sicher seine Berechtigung hatte. In der Nachkriegszeit und bis in die 80 Jahre hinein, war das Wort Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ein Fremdwort. Gehbehinderte-die es nach dem 2. Weltkrieg ja recht viele gab- mußten mit ziemlich ungelenken Vehiceln in einer Welt voller Stufen irgendwie klar- bzw. von A nach B kommen, was meistens ohne fremde Hilfe ein Ding der Unmöglichkeit war. Ein Stückweit war man da schon "gefesselt", da der Bewegungsradius eben äußerst gering war.
Heute sieht es da ja schon ganz anders aus. Es muß in Sachen Barrierefreiheit zwar noch viel unternommen werden, aber im großen und ganzen kommt man mit dem Rolli im Alltag eigentlich ganz gut zurecht (das sagt mir zumindest meine Erfahrung als Pretender
). Waren die Rollstühle früher überbreite, wacklige und optisch nicht gerade ansprechende "Stangenware", so sind sie heute das Gegenteil. Jeder kann seinen Rolli nach den eigenen Anforderungen und Geschmack konfigurieren und dadurch auch ein Stückweit seine Individualität ausdrücken. Man könnte fast so weit gehen und sagen, daß ein Rollstuhl heute fast schon ein Lifestyle-Objekt ist. Obwohl die Situation bei mir anders gelagert ist, da bei mir mein angestrebtes Handicap im Vordergrund steht, kann ich gut verstehen, wenn es Leute wie Dich gibt, die eben sagen: Hauptsache Rollstuhl. Denke mal, daß sich das einfacher bewerkstelligen läßt, als eine konkrete Behinderung herbeizuführen.Wünsche Dir hier viel Spaß und Erkenntnisse
Julio